"Respekt muss man sich verdienen Junge. Bis jetzt hast du mir lediglich gezeigt das du deine Kräfte nicht kontrollieren kannst und das dein Stolz deinem Verstand im Weg steht."

Der stählerne Blick wandte sich nun doch Gilldor zu. Shargath hatte keine Lust sich mit einer brennenden Taverne herumschlagen zu müssen...

"Wenn du Respekt willst, dann hör auf dich wie ein verzogenes Balg zu benehmen. Sonst wirst du nicht anders behandelt."

Seine Stimme wurde zu einem leisen Zischen.

"Hör auf dich für die Vergangenheit zu schämen und vor der Zukunft zu fürchten.
Die Vergangenheit ist vorbei und nicht zu ändern, also trage sie mit Stolz, nicht jedoch mit Dummheit."

Dabei deutete er kurz auf die Narbe.

"Und die Zukunft ist allein das was du aus ihr machst, also, hast du so wenig Vertrauen in dich das du sie fürchten musst?"

Das waren die ersten netten Worte, die Shargath für ihn übrig hatte. Generell hatte nie jemand zuvor ermutigende oder fürsorgliche Worte auf ihn verwandt. Stattdessen war er nur herumgestoßen und beschimpft worden. Augenblicklich erlosch die Glut in seinem Innern und presste die Lippen zu dünnen Strichen zusammen. Er musste mehrmals tief ein- und ausatmen ehe er antworten konnte.

"Danke.", sagte er nur und versuchte zu lächeln. Vielleicht hatte Shargath das nur gesagt um ihn in eine Bahn zu lenken, die für sein Vorhaben richtig erschien, aber er hatte Gilldor auch gezeigt, dass nun eine neue Zeit angebrochen war. Er musste die ihm gegebene neue Freiheit nutzen oder er würde nie frei sein.

"Mhmm... "

Endlich Ruhe. Vielleicht dauerte das ja noch eine Weile an. Dann wandte er sich wieder den Gesprächen zu.
Die Bauern sprachen noch immer über ihre Ernte, auch wenn schon deutlich der Alkoholspiegel herrauszuhören ist.
Deutlich interessanter jedoch ist die Wendung die das Gespräch der Söldner genommen hatte. Krieg gegen das Kaiserreich, brüchiger Friede. Grenzscharmützel.
Das klang interessant. Es schien als wären die Herren bis vor einiger selbst an jenen Scharmützeln beteiligt. Es klang interessant. Interessant genug um eventuell weitere Schritte zu unternehmen.
Dann brachte die Schankmaid die bestellten Getränke und er musste seine gedankliche Pläneschmiede kurz verlassen.

Gilldor hatte nicht wirklich eine Antwort oder Begründung erwartet. Schweigend trank er sein Wasser und lauschte den Gesprächen. Er versuchte herauszuhören ob jemand von dem Brand in der Akademie sprach. Das war für ihn im Moment am entscheidensten.

Nachdem die junge Frau die Gläser und Getränke vor die beiden gestellt hatte, fragte sie mit schüchterner Stimme:

"Sonst noch etwas die Herren?"

"Etwas zu essen. Das Tagesgericht.", antwortete Gilldor auf die Frage der Frau und versuchte sie anzusehen. Er konnte dabei nicht verhindern, dass sein Gesicht rot anlief vor Scham.

Shargath schüttelte leicht den Kopf auf den fragenden Blick der Frau, die daraufhin stumm nickte und davoneilte. Anschließend nippte er kurz am Wein. Immerhin hatte Gilldor endlich mal die Zähne auseinander bekommen. Zumindest lernfähig war er ja, wenn er nicht so verdammt stur und stolz wäre.

Er setzte Gedanken über die Söldner fort. Er brauchte Informationen und diese schienen interessante zu haben. Allerdings wollte er Ärger mit der 5-köpfigen Gruppe vermeiden. Er musste sich etwas einfallen lassen...

Gilldor war sich seines Fortschritts nicht wirklich bewusst. Zu sehr beschäftigte ihn wieder die Frage wie viele in diesem Raum von dem Brand wussten und wie viele nach dem Täter suchten um eine mögliche Belohnung einzustreichen. Er nahm die anderen Gespräche kaum war.

Nachdenklich nippte der Magier am Wein. Währenddessen brachte die Schankmaid das Essen für Gilldor und wartete schüchtern auf weitere Wünsche.
Shargath schien sie zwar zu sehen, aber nicht wirklich wahrzunehmen. Er konzentrierte sich auf etwas völlig anderes.

Gilldor nahm den Teller dankend entgegen und lächelte die Frau an. "Wir haben keinen... weiteren Wunsch.", sagte er leise, aber doch hörbar. Er versuchte zu lächeln und hoffte die Schankfrau würde so schnell es ging wieder gehen.

Ob aus Freundlichkeit oder nicht, die junge Frau tat ihm den Gefallen und verschwand schnell wieder zu den weniger unheimlichen Gästen.

Die Weinbauern schienen inzwischen in deutlich ausgelassenerer Stimmung zu sein, woran der Alkohol nicht unmaßgeblich beteiligt war. Unter anderem auch die bemerkenswert kreative Artikulation kombiniert mit einer interessanten Variation von Grammatik ließen auf eine gesunde Menge an vernichtetem Alkohol schließen.

Die Söldner hingegen gingen da etwas genügsamer zu Werke. Zwar waren auch hier bereits viele Bierhumpen geleert, allerdings schienen diese Herren darauf zu achten, zumindest nicht völlig betrunken zu werden.

Shargath wandte sich wieder zu Gilldor. Momentan konnte er nicht viel unternehmen. Er würde abwarten müssen bis die Herren ihr Quartier aufschlugen...

"Ich denke wir sollten uns beizeiten mal etwas mit den netten Herren dort drüben unterhalten."

Dabei nickte er kurz gen der Söldner

Gilldor, der gerade auf einem Bissen herumkaute, nickte und folgte dem Nicken Shargaths. Er wusste zwar nicht was an diesen Söldnern so interessant war. Aber er vertraute dem Urteil des Mannes. Der Magier würde schon wissen was er tat.

"Und wann meint Ihr ist der richtige Zeitpunkt?", fragte er mit gedämpfter Stimme und sah mit einem Seitenblick zu Shargath. Dabei aß er weiter. Er spürte, dass er hungrig war. Seit dem Frühstück hatte er nichts mehr gegessen.

"Wofür hast du deinen Verstand Junge? Denk nach."

Shargath bedachte Gilldor mit einem aufmerksamen Blick. Er hatte sich bereits einen groben Plan zurechtgelegt. Allerdings würde der Junge nichts lernen wenn Shargath ihm alles in den Mund legte... Also würde er ihn immer wieder fordern....

Gilldor schnaubte leise. Er mochte es nicht zurecht gewiesen zu werden, aber er fügte sich in sein Schicksal.

"Vielleicht, wenn die Bauerntölpel da weg sind?", erwiderte er und sah zu Shargath um dessen Reaktion zu sehen.

Shargath schüttelte leicht den Kopf.

"Nein, dann sind wir zwar das nervtötende Gegröle los, aber das ist es nicht. Versuch es nochmal."

Inzwischen waren diese nämlich dabei gut gelaunt einige Lieder von sich zu geben, wobei sich der Ausdruck "singen" dazu nicht gerade anbot. Grölen hingegen schien sehr gut zu passen.

Der Junge strengte sich an und versuchte gegen den Lärm hinweg nachzudenken. Es fiel ihm schwer seine eigenen Gedanken zu hören und er wünschte sich, dass es leiser wäre.

"Wir geben ihnen eine Runde aus und setzen uns zu ihnen?", meinte er und sah erneut zu Shargath um dessen Reaktion in seinem Gesicht abzulesen.

Shargath wartete noch kurz ob Gilldor noch etwas hinzufügen wollte, und antwortete erst als nichts mehr kam.

"Schätzungsweise ist das das Problem warum du momentan auf der Flucht bist. Du denkst nur darüber nach wie du am besten an dein Ziel kommst. Aber nicht darüber was dann geschieht, wie du mit den Konsequenzen davon umgehst. Würden wir uns jetzt zu den Herren begeben und es liefe nicht alles perfekt, gäbe es unnötige Probleme. Außerdem gibt es hier Zeugen wie den Gastwirt was bedeutet das wir sehr vorsichtig vorgehen müssen falls wir uns zu Wehr setzen... alles in allem ist der Schankraum kein guter Ort für irgendwelche Aktionen. Du darfst weiterraten."

Shargath sprach mit eiserner Ruhe. Es klang ein bisschen nach der Rede eines Lehrers....

Der Junge presste die Lippen gegeneinander und starrte angestrengt zu Boden. Was konnte Shargath nur meinen? Zu warten bis alle weg waren, war falsch. Ihnen eine Runde Wein auszugeben, war auch nicht der richtige Weg.

"Wir könnten zu ihnen hingehen und fragen ob sie uns mit nach draußen begleiten, weil wir einen Auftrag für sie haben. Sie sind Söldner, sie würden gewiss mitkommen, wenn die Aussicht auf Arbeit besteht. Auf der Straße könnten wir dann mehr über sie erfahren.", meinte er dann nach einigen Minuten in denen er ohne einmal aufzusehen nachgedacht hatte.

Shargath rollte, mal wieder, innerlich mit den Augen. Der Junge hatte immernoch nicht den Kern des Problems erkannt auf den Shargath ihn hinweisen wollte.

"Und auf offener Straße eine Auseinandersetzung riskieren?"

Wieder daneben... ich weiß nicht worauf er hinaus will!, fuhr es durch den Kopf des Jungen und er strengte sich an um eine weitere mögliche Antwort zu finden. Das Denken fiel ihm seit er die Narbe bekommen hatte schwer. Es war als hätte sie einen Einfluss auf seine Gedanken, blockierte sie. Aber es war wohl mehr die Erinnerung und der Schmerz, der damit verbunden war.

"Dann sagt es mir. Diese Ratespiele bringen uns nicht weiter.", meinte er nach einer Weile. Er gab auf. Das war ihm zu dumm.

"Es ist eigentlich simpel. Bevor wir eine direkte Konfrontation in Erwägung ziehen würde ich erstmal ein paar Informationen über sie in Erfahrung bringen. Wo verbringen sie die Nacht, zum Beispiel. Anschließend ist es deutlich einfacher eine Begegnung zu unseren Bedingungen, zu unseren Gunsten zu planen. Je weniger dem Zufall überlassen wird, desto weniger kann schiefgehen."

Es würde wohl noch eine Weile dauern bis er den Jungen da hatte wo er ihn haben wollte. Allerdings hatten sie auch noch eine weite Reise vor sich.

"Und wie wollen wir das von ihnen erfahren? Sie werden uns kaum ohne Weiteres sagen wo sie ihr Lager heute Nacht aufschlagen oder andere Dinge verraten.", entgegnete Gilldor und blickte Shargath fest in die Augen. Er fan diesen Vorschlag ebenso wenig hilfreich wie die, die er abgeschmettert hatte.

Shargath lächelte wieder tiefgründig.
"Wer hat gesagt das wir sie fragen? Es gibt doch soviele andere Möglichkeiten, Dinge herauszufinden."

So etwas in der Art hatte Gilldor erwartet. Es wäre auch zu einfach gewesen, wenn sie Informationen auf die übliche Art und Weise beschafft hätten. Stellte sich nun nur wieder die Frage wie Shargath das anstellen wollte. Er für seinen Teil konnte keine Gedanken lesen.

"Wir belauschen sie bis sie das erzählen, was wir wissen wollen? Dann könnten wir unter Umständen noch morgen früh hier sitzen oder sie gehen ohne dass wir Etwas erfahren haben.", antwortete er und trank sein Glas leer. Für einen Wein oder anderen Alkohol hatte er kein Geld mehr. So musste er die Stunden ohne auskommen.

Gilldor schien nicht gerade begeistert von seiner letzten Aussage. Eher etwas ungläubig.

"Was weißt du über die verschiedenen Eigenschaften der Elementarmagie?"