Die südliche Ebene

Die südliche Ebene erstreckt sich über viele, viele Meilen von der westlichen Landspitze bei den Feuerbergen bis zu den Schwarzen Gipfeln. Sie bildet den größten Teil des Bunds der Freien Städte des Südens, jener Vereinigung mächtiger Städte, die dieses Land beherrschen. Das Klima hier ist warm, aber nicht tropisch, da der Wind von der See im Norden und Süden kühle Luft über die Landzunge trägt. Bauern und Handwerker bewohnen die kleinen Dörfer, die überall in der Ebene verstreut liegen und jeweils einer der großen Städte untertan sind, ihnen Steuern zahlen und sie ernähren. Meist bestehen die Dörfer aus einfachen, strohgedeckten Häusern aus Holz und Lehm, die sich um einen Dorfplatz gruppieren. Oft gibt es noch eine Mühle, einen Schrein für die Götter und ein paar Scheunen und Viehställe. Rund um die Dörfer liegen die Weiden und Felder. Nahe des Blauen Flusses und des Farismoores wird vor allem Reis in großen Feldern angebaut, weiter im Westen und in den trockeneren Gebieten ist es Weizen und Mais, außerdem werden Gewürze wie Safran, Salbei, duftende Imiliablumen und Pfeffer kultiviert. Zwischen den Feldern liegen die Weiden von Pferden und vor allem den Südlandrindern mit ihrem schwarz glänzenden Fell. Von Zeit zu Zeit findet man kleine Baumgruppen oder Wäldchen, doch der größte Teil der Landschaft ist offenes, von Menschen genutztes Grasland. Die einzelnen Dörfer sind durch Wege verbunden, die oft auf einem etwa drei Schritt breiten Erdwall entlang verlaufen, der die Felder und Weiden begrenzt. In Abständen von etwa zwanzig Meilen findet man ein Gasthaus oder einen kleinen Schrein der Evaniël oder einer anderen Gottheit, in dem man ein Opfer bringen und geschützt die Nacht verbringen kann.

von Brunfurt

Wie sie das Dorf so hinter sich ließen, versuchte Lir, das gemächlichere Tempo Andras und das unnormal zügige Bos auszugleichen. Lir konnte diesen plötzlichen Mießmut nicht so ganz nachvollziehen. Schließlich war er Bo zu nichts verpflichtet, sie kannten sich ja noch nicht einmal einen Tag.

Lir horchte auf. Sie suchte also auch nach einem Magier. "Einen Feuermagier?", wiederholte er. "Ich denke dass ihr in Arimanatu sicherlich einen finden werdet. Sicher weiß ich es auch nicht, doch da es die Stadt der Magie ist werdet ihr zumindest erfahren wo ihr dies könnt."

Er überlegte kurz ob er genauer nachfragen sollte, warum sie einen suchte doch er wollte nicht unhöflich sein, er dachte an sich selbst und dass ihm diese Frage wohl unangnehm wäre und so ließ er es.

Andra wurde ein wenig schneller um nicht das Schlusslicht zu bleiben und lief neben Lir, er schien noch immer nicht ganz behagt zu sein und so schwieg sie.
Ab und an sah sie nach oben in den Himmel und wünschte sich auch frei zu sein, aber ihre Flügel erlaubten es ihr nicht.
Sie sah auch ab und zu zu Lir um seine Mimik zu studieren, konnte aber nichts bedrohliches feststellen.
Sie bemerkte erst nicht, dass der Wind ihre Kapuze runter geweht hat und verfluchte innerlich das Tempo das dieser Bo angab.

Lir bemerkte dass Andra, während des schweigsammen Stück des Weges immer wieder in den Himmel blickte. Er nichte mit dem Kopf in Richtung ihrer Flügel. "Ihr könntet auch Fliegen, oder nicht?" Er war durchaus neugierig, er hatte bisher nur ein paar zwerge und den ein oder anderen Elfen gesehen. Von den anderen Völkern hatte er nur gehört doch die Geflügelten waren selbstverständlich eines der Völker welches am intressantesten war. Der Gedanke durch die Wolken zu schweben schien ihm unaussprechlich wunderbar. Nur der Traum von den Tiefen des Meeres schien diesem gleich zu kommen.

Andra sah zu Lir und schüttelte leicht betrübt den Kopf
"Nein, sonst hätte ich euch nicht nach dem Weg gefragt."
Sie schaute ihn an, irgendetwas war an ihm Magisch sie wusste nur nicht was.
Sie zog es wieder vor zu schweigen, allerdings war der Mann ja ganz nett.
Vielleicht ist das nur eine Täuschung
Sie schaute zu ihm rüber.
"Was für einen Magier sucht ihr?"

Lir, blieb kurz stehen nur um sofort wieder weiterzugehen. Er schaute ein wenig betroffen zu Boden. "Wie kommt ihr auf die Idee dass ich nach einem Magier suche?" Andererseits hatte sie ihm ja auch verraten dass sie nach einem Feuermagier suchte. Die Sonne kam jetzt richtig heraus und Lir wusste nicht ob es an ihr lag oder an Andras Frage, aber ihm wurde ein wenig heiß.

Er war vielleicht selbst schuld, auch die Frage mit dem Fliegen schien nun im nachhinein sehr intim gewesen zu sein, zumindest ihrer Reaktion zu folge. Sie wollte wohl dass Thema wechseln. Er beschloss denoch zunächst auf ihre Antwort zu warteben bevor er, die seine gab.

Andra lächelte ein wenig.
"Ihr wollt doch in diese Magierstadt..."
Sie schaute wieder in den Himmel.
"Ich habe es nie gelernt....."
Sie verstummte wieder und sah nach vorne.
Fliegen... Ich wünschte ich könnte es, aber das Zimmer... nur das Zimmer.
Sie wurde traurig, als sie daran zurück dachte und unterdrückte die Tränen des Wutes, die ihr hochkamen.

Wenn man es so sah war es wohl doch naheliegend. Er schaute zu Boden, als Andra "Ich habe es nie gelernt....." sagte, blickte er zu ihr auf. Er brauchte einen Moment bis er einen zusammenhang zum Fliegen geschaffen hatte. Als er die Bitterkeit in ihrer Stimme vernahm und meinte zu sehen dass ihre Augen leicht glasig wurden. Fasste er sich ein Herz und versuchte das Thema umzulenken. Auch wenn er sich dafür ein wenig offenbaren musste.

"Ich bin auf der Suche nach einem Wassermagier." Nun da er schon begonnen hatte konnte er auch noch ein Stück weitergehen. "Ich habe Fähigkeiten.... " Er stockte. "Ich hoffe er kann mir helfen sie zu verstehen.

Bo, lief inzwischen ein ganzes Stück vor ihnen, doch Lir hatte ihn schon beinahe vergessen. Er hatte nett gewirkt, aber sein Verhalten, störte Lir nun doch sehr. Außerdem schien es ihm gerade wichtiger sich an Andra zu halten.

Andra sah zu Lir, als er anfing zu Sprechen, er schien nicht darüber sprechen zu wollen, aber er tat es.
"Ich habe Fähigkeiten.... " Er stockte. "Ich hoffe er kann mir helfen sie zu verstehen."
Sie hörte ihm zu und verstand ihn sogar ein wenig, es war fast wie mit ihr und dem Fliegen.
"Wasser...."
Sie überlegte.
Mir hat ein Windmagier geholfen....
Sie öffnete den Mund um etwas zu sagen, aber wusste nicht wie sie anfangen sollte.
"Vielleicht kann ..."
Sie schüttelte den Kopf.
"Vergiss es...."

"Vergiss es....." Was soll ich vergessen? Sollte ich nachhaken?

Er ging eine Weile schweigend neben ihr her. War es wirklich so warm? Er dachte darüber nach sein Hemd auszuziehen, doch schien ihm das im Moment unpassend. Er trank einige große Schlücke aus seinem Wasserschlauch. Dann beschloss er doch noch einmal nachzuhaken. Er hoffte nicht zu aufdringlich zu wirken.

"Was soll ich vergessen?"

Er war zuweit gegangen. Bestimmt sogar. Schnell blickte er zu Boden.

"Es tut mir leid. Es geht mich nichts an."

"Was soll ich vergessen?"
"Es tut mir leid. Es geht mich nichts an."

Andra konnte sich das Lachen noch verkneifen, und schaute ihn belustigt an.
"Mich hat ein Windmagier unterrichtet...."
Sie spracht leise, sie sprach nun mal nicht gerne darüber.
"Ich könnte.... helfen.... "
Sie schaute auf den Boden.
"Ich denke das ist keine gute Idee.."
Sie lief ein wenig schneller.
"Dein Freund ist gleich weg, vielleicht sollte ich doch gehen, er mag mich nicht..."

Verwundert sah er sie an. Bo hatte er schon fast vergessen. "Oh, Bo ist kein Freund ich habe ihn erst vor kurzem kennengelernt, ich denke er wird bald auf uns warten für eine Rast. Ich glaube nicht dass er euch nicht mag. Es spielt auch keine Rolle. Es würde mich Freuen wenn ihr mich weiter begleiten würdet." Schließlich hatten sie das selbe Ziel, Bo würde in Aymes einen anderen Weg einschlagen.

Noch mehr verwunderte ihn allerdings eine andere Frage. "Ich dachte ihr sucht einen Feuermagier? Beherrscht ihn nun die Feuermagie oder die Windmagie?"
Oder gar beides? So etwas soll es jageben, doch nur die mächtigsten Magier sollen dies können. Ist sie wirklich solch eine mächtige Magierin?
Er musterte sie noch einmal eingehend. Er konnte kein Anzeichen dafür entdecken, doch woran erkennt man ob jemand ein starker Magier ist?

"Achso..... "
Sie war überrascht, dass sie sich in seiner Gesellschaft so wohl fühlte und auch im Gegensatz zu anderen Momenten viel sprach.
Sie schreckte wieder aus ihren Gedanken auf als er sprach.
"Ich dachte ihr sucht einen Feuermagier? Beherrscht ihn nun die Feuermagie oder die Windmagie?"
Andra schaute ihn verwundert an.
"Windmagie?"
Sie schnaubte.
"Nein, das hat mein..... Lehrer beherrscht, er hat mir Kontrolle beigebracht."
Ihre Augen funkelten vor Wut als sie daran zurück dachte, an ihr Gefängnis.

Lir hörte den merkwürdigen Unterton, er wollte gerne mehr wissen, doch traute er sich nicht zu fragen. Also konnten scheinbar auch Magier anderer Elemente jemanden Unterrichten. Doch er träumte schon wieder zuviel. Wer sagte überhaupt, dass er Magie in sich trug, es konnte genauso gut irgendeine unnatüliche Abartigkeit oder eine Krankheit sein, die er in sich trug. Nie im Leben konnte er darauf hoffen eine Tages zu diesen mächtigen Einwohnern Tiranmars zu gehören, die sich Magier nennen durften. Vermutlich war er nur eine Art Mutation.

Er verstummte kurz. Bis ihm wieder einfiehl dass er nicht alleine war.

"Ich denke nicht dass ihr mich unterrichten könntet. Ich glaube nicht einmal dass ich Magie in mir trage..." Wieder unterbrach er sich. Er wollte nicht tiefer ins Detail gehen.

Andra nickte, wurde aber auch Neugierig.
Sie stockte ein wenig und wusste auch nicht wie sie es formulieren sollte.
"Warum.... glaubt ihr das?"
Sie musterte ihn.
"Ihr habt eindeutig was Magisches an euch....."
Sie schüttelte den Kopf, vielleicht sollte sie nicht weiter reden, er wollte anscheinend grade nicht sprechen.
Sie sah wieder in den Himmel und fing wieder an zu sprechen.
"Ich kann nicht fliegen.... man hat mich eingesperrt..... 18 Jahre lang."
Sie wollte dass er nicht dachte, dass sie ihn ausfragen wollte.

Es war jetzt einfach zu heiß. Er zog sein Hemd aus, trank noch einige große Schlücke aus seinem Schlauch und hing das Hemd dann über den Gurt. Der Schlauch war schon wieder zur Hälfte geleert er hoffte bald an einer Stelle vorbeizukommen wo er ihn auffüllen konnte.
"Warum.... glaubt ihr das?" - "Ihr habt eindeutig was Magisches an euch....."
Er musterte sie. "Wie kommt ihr darauf?" Ein paar Erinnerungen liefen vor seinen Augen ab. Wie er Stunden lang unter Wasser verbracht hatte und wie Wasser in seiner Gegenwart zu schweben begann.

"Ich kann nicht fliegen.... man hat mich eingesperrt..... 18 Jahre lang."

Er erschrack. "Wie? Wer würde den so etwas tun?" Er begann einiges zu verstehen, die düstere verschlossene Art, sie war nicht wie er einfach nur anders gewesen und hatte sich von sich aus zurückgezogen. Ihr war großes Unrecht angetan worden. Wie immer wenn er Unrecht auch nur erahnte fühlte er Wut in sich aufsteigen.

Andra schaute ihn an.
"Ich weiß es nicht ich fühle das ihr etwas Magisches an euch habt."
Sie merkte wie heiß es war, aber sie nahm den Mantel nicht ab und ihre Kapuze war auch schon runter geweht worden.
"Wusstet ihr das nicht?"
Sie holte tief Luft.
"Ich bin eine Schwarz-Geflügelte.... Ich bringe Unglück... uns gibt es nicht oft...."
Sie seufzte und ihre Augen starrten in die Ferne.
"Wir Schwarzschwingen sind.... unerwünscht....."

Er musterte sie etwas ungläubig. "Ihr meint nur weil eure Flügel schwarz seid wurdet ihr weggesperrt, wie ein Tier?" Die Wut die ihn ihm hochwuchs, wurde immer stärker. Er wusste ja schon dass Menschen, ungeheure Bestien sein konnten und aufgrund von irgendeinem dummen Aberglauben oder reinem Unwissen, ander Verstoßen konnten. Doch das selbst diese Majestätischen geflügelten Wesen zu solchen Greueltaten fähig waren, erschütterte ihn zutiefst, in seiner Vorstellung waren sie irgendwie immer so erhaben gewesen und dieses Bild bröckelte nun.

Er schaute zum Himmel. Er konnte es nicht verstehen...

"Warum?.. "

Andra schaute zum Himmel und bewunderte die Vögel.
Sie lachte leiste.
"Warum?.... Niemand sagt warum.....es ist einfach so"
Sie schaute ihn an und sie spürte seine Wut oder war es seine Trauer?
Sie wusste es nicht genau und legte eine Hand auf seinen Arm.
"Das ist der Lauf der Welt, daran kann niemand etwas ändern."
Sie zog die Hand wieder weg und schaute auf den Boden.

Die Berührung nahm er gar nicht recht war, seine Muskeln waren angespannt. Er wollte so etwas nicht einfach hinnehmen, er wollte so etwas ändern. Doch er konnte es nicht. Mutlosigkeit lockerte seine Anspannung ein wenig.

"Aber es ist nicht Recht. Irgendjemand sollte es ändern." Wie konnte sie es nun plötzlich doch so kühl abtun. Er spürte wie das Wasser in seinem Schlauch, Wellen schlug, es musste schon länger so sein, es legte sich bereits wieder.

Er blickte wieder zu Boden. Es war unrecht..

Andra nickte kurz.
"Ja man sollte es ändern, aber es geht nicht."
Sie schaute ihn an.
"Mach dir darum keine Sorgen, es ist nun mal so"
Sie lächelte ihn an.
"Außerdem tut es nichts mehr zur Sache"
Sie achtete kurz nicht auf den weg und stolperte.
"Autsch.."
Sie sah auf ihr bei, sie hatte sich ein wenig verletzt und das am linken Bein, sie grummelte.
Toll schon wieder ne Narbe, am selben Bein.

Lir war auch unachtsam und so versäumte er sie aufzufangen.

"Oh.. habt ihr euch etwas getan." Er folgte ihrem Blick. Er sah Blut und eine verschmutzte leichte Wunde, er nahm seinen Schlauch ab und klemmte dass Hemd zu seiner Tasche. Dann öffnete er seinen Schlauch.

"Wir sollten die Wunde auswaschen, nicht dass sie sich entzündet."

Andra winkte ab.
"Das ist nicht schlimm, ich bin zäh"
Sie stand wieder auf und wischte sich das Blut ab.
"Keine Sorge, morgen ist sie verschlossen. Und ich hätte aufpassen müssen."
Sie schaute nach vorn.
"Bo ist weg...."

"Ihr solltet sie wirklich auswaschen." Er hob ihr den Schlauch hin.

"Oh" Er blickte die Straße entlang. "Tatsächlich." Das war wirklich unhöflich, aber demnach kein allzugroßer Verlust, auch wenn er anfangs durchaus intressant war. "Naja, dann sind wir eben nur noch zu zweit unterwegs. Er hatte es wohl eilig." Versucht er ihn dennoch in Schutz zu nehmen.

"Wir sollten ohnehin eine kleine Rast machen. Dann könnt ihr euch auch um euer Bein kümmern." Ohne auf eine Antwort zu warten, ging er zum Rand des Weges und ließ sich in die Wiese fallen. Er schaute sie auffordernd an und hob ihr wieder den Schlauch entgegen.

Andra schaute verwirrt den Weg entlang und kam langsam auf Lir zu.
Sie zog ihren Mantel aus und legte sich darauf.
"Der Himmel ist schön."
Sie schaute zu ihm rüber.
"Ich brauch es nicht ehrlich...."
Sie setzte sich wieder auf und nahm einen Dolch aus der Halterung ihres Armschützers, danach beschwor sie ein kleines Feuer und hielt den Dolch darein, bis er Glühte.
Dann legte sie ihn auf ihre Wunde, es war heiß und tat weh, aber so desinfizierte sie die Wunde.
"Alles wieder in Ordnung."
Sie musste den Dolch noch abkühlen lassen und legte ihn neben sich.