Wiesel lauschte Jilais Worten und nickt unauffällig mit einem Funkeln in seinen Augen. So wie es aussah würde Fedemil wohl eh keine Empfehlung abgeben. Das wäre aber gleich eine Gelegenheit mit der Bedienung ins Gespräch zu kommen.

Der Junge wartete geduldig ab bis Fedemil sein Gespräch mit der Frau beendete. In dieser Zeit sah er sich unauffällig um wer wohl von den Anwesenden noch etwas wissen mochte. Er folgte dann aber erst einmal der Bedienung und sprach sie am Tresen an. Er spielte den einfachen Jungen recht übezeugend und erkundigte sich nach den Speichen die denn heute auf der Karte standen. Immerhin suchte er ja etwas mit Fleisch das auch sein Wiesel Diego fressen konnte. Dabei erkundigte er sich unauffällig nach der scheinbar gedrückten Stimmung und erfuhr so das es einen kleinen Zusammenstoß zweier Männer wegen einer Frau gegeben hatte. Nichts was den Jungen auch nur annähernd aus der Ruhe gebracht hätte aber den feinen Herrschaften hier war es offenbar auf die Stimmung geschlagen.
Wiesel war sich nicht sicher ob ihn die Bedienung nicht vielleicht durchschaut haben mochte aber immerhin versprach sie ihm seinem Essen auch ein wenig rohes Fleisch für seinen kleinen Freund hinzu zu legen. Artig bedankte er sich bei ihr mit einem breiten Lächeln sowie dem Vorschlag nach dem Essen etwas fröhliches auf seiner Flöte zu spielen und verschwand kurz durch die Hintertür um sich zu erleichtern. So mochte es für die meisten Gäste aussehen als habe er sich nur nach dem Abort erkundigt. Dabei stellte der Junge fest das diese Verrichtung mit seinem einfacheren Lendenschurz doch so viel einfacher war.

Der Junge war nicht lange fort und ging dann zielstrebig zum Tisch seiner Gefährten zurück. Sobald sich die Gelegenheit ergab raunte er Jilai kurz zu was er in Erfahrung gebracht hatte.

Fedemil unterhielt sich eine Zeit lang mit der Kellnerin.
Er beachtete nicht groß, was in der Zwischenzeit geschah
und überlegte, was er bestellen sollte.
Das die beiden keine speziellen Wünsche hatten, erschwerte ihm
diese Entscheidung, immerhin sind die Gerichte
hier anders als das, was die beiden kennen.
Schließlich entschloss er sich, das Übliche zu bestellen.
Die Spezialität des Gasthauses, ein Gericht Muscheln, Fisch und Reis.
Danach ging die Kellnerin zurück in die Küche,
um das Essen vorzubereiten.

Jilai lauschte interessiert, was Mikal erfahren hatte, leider war es nichts handfestes. Aber man konnte ja nicht alles haben. So bekam sie nur nebenher mit, dass der Händler bestellt hatte. Als die Bedienung verschwand, ging sie einfach davon aus, sie war neugierig, was sie bekommen sollte. Als die Getränke kamen nahm sie einen Schluck von dem Wein, den sie serviert bekommen hatte. Er schmeckte besser, als alles, was sie sonst getrunken hatte.
Es dauerte noch etwas, bevor das Essen kam, aber das war ein gutes Zeichen, es bewies, das das Gericht noch extra für sie gekocht worden war und nicht schon fertig auf dem Herd rumstand. Sie roch neugierig an dem dampfenden Teller, der Geruch war würzig und ließ ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen. Sie nickte ihren Begleitern zu. "Guten Appetit, wünsche ich." Sie nahm das Besteck in die Hand und nahm einen ersten vorsichtigen Bissen. Es war ganz klar ein Fischgericht und sehr gut gewürzt. "Oh das ist aber lecker, ich hab schon länger keinen Fisch mehr gegessen." Sie ließ sich das Essen schmecken und nahm auch immer mal wieder einen Schluck von dem Wein. Je später der Abend wurde, desto redseliger wurde Jilai.

Wirkliche Details hatte Wiesel leider nicht über die Auseinandersetzung in Erfahrung bringen können. Ganz offensichtlich war man hier doch um ein wenig Diskretion bemüht. Auch wenn dem Jungen das wort kein Begriff war verstand er schon das die Besitzer und Angestellten lieber keine Details berichteten. Offensichtlich war für ihn aber das es zu keiner größeren Prügellei gekommen sein konnte denn die Einrichtung des Gasthauses sah einfach nicht danach aus.

Als die Getränke kamen genoss Wiesel sehr den Becher frischer Milch das man ihm hinstellte. Es war schon einige Zeit her das er Milch bekommen konnte. Normalerweise trank er nur Wasser denn glücklicherweise war Brunnenwasser ja umsonst. Auch Diego bekam seinen Teil ab indem Wiesel immer wieder einen Finger in die Milch und lies sein Wiesel diese ablecken.
Der Duft des Fischgerichts das man vor ihn stellte war einfach herrlich und die Augen des Jungen weiteten sich angesichts der großzügigen Portion. Das war kein Vergleich zu den meist kärglichen Mahlzeiten die der Junge gewohnt war.
In einer kleinen Schale hatte ihm die Bedienung auch das versprochene rohe Fleisch für Diego hingestellt. Schnell machte sich der Junge über das köstliche Essen her und reicht Diego, der weiterhin auf seiner Schulter saß, immer mal wieder ein Stück von dem Fleisch und auch einer der Muscheln. Dabei zeigte sich allerdings sofort das er keinerlei Tischmanieren besaß und auch nie wirklich gelernt hatte mit Besteck zu essen. Das einzige Besteck das er gelegentlich benutzte war ein Löffel aber auch das kam eher selten vor. Einerseits besaß er selbst keinen Löffel und nur selten gab ihm mal jemand eine Suppe.
Mit den Fingern griff Wiesel ordentlich zu und vertilgte die köstliche Mahlzeit. Die Muscheln beäugte Wiesel anfangs ein wenig unsicher aber dank seiner schnellen Auffassungsgabe lernte er schnell von seinen Begleitern wie diese zu essen waren. Zwischendurch leckte er sich immer mal wieder die Finger ab und auch ein gelegentlicher leiser Rülpser kam von dem Jungen. Glücklicherweise hate er aber gelernt das es für ihn besser war nicht zuviel Aufmerksamkeit zu erregen so das er nicht zu viel Aufsehen erregte.
"Dasch .... ischt ... fa'tasch'tisch. Kommscht du öfschter her?", erkundigte sich Wiesel dabei mit vollem Mund bei Fedemil.

Nachdem er alles verzahrt und den Teller regelrecht abgelsckt hatte lehnte sich Wiesel auf seinem Stuhl zurück und hielt sich den schmerzenden Bauch. Sein dürrer Körper zeigte deutlich die Beule seines übervollen Magens. Der Junge hatte schnell gelernt auf der Straße zu essen was da war denn nie wusste er wann er das nächste Mal etwas bekommen würde. Hier war das aber keine so gute Idee gewesen denn die Portion war mehr als der Junge sonst an mehreren Tagen aß. So hatte sich Wiesel übergessen und musste nun mit den Folgen klar kommen.
"Wann willst du diese Tätowierung denn machen, Jilai? Wie groß ist die ungefähr?" erkundigte sich der Junge nun ein wenig schläfrig bei Jilai. Dabei huschten seine Augen aber immer wieder aufmerksam durch den Raum denn Wiesel war es gewohnt nach möglichen Gefahren ausschau zu halten. Das Leben eines Straßenjungen war nicht ungefährlich und wenn man nicht ständig auf der Hut war konnte man schnell mit durchschnittener Kehle in einer Gasse oder auf einem Sklavenmarkt landen.

Erst als sie bereits von den Straßen der Stadt hereingetreten waren erkannte er, dass dies der Laden war in dem er und Andra erkannt worden waren kurz bevor sie festgenommen worden sind. Es schien ihm als wären seit dem Wochen vergangen und doch fühlte er sich nicht ganz wohl. Er sah sich vorsichtig um, doch niemand schien ihn zu erkennen. Also ging er hastig zu einem Tisch möglichst abseits und setzte sich mit dem Rücken zu den anderen Gästen. "In diesem Laden sind wir nach unserer Flucht aus Aymes erkannt worden," erklärte er.

"Nun," meinte die Heilerin "damals wusste noch keiner so genau was nun vorgefallen ist. - Aber seid ihr euch sicher, dass die Person diesen Vorfall gemeint hat?" Viënecyl setzte sich Lir gegenüber. "Vermutlich spielt das ohnehin keine Rolle. Es ist vorbei und ihr habt eine Aufgabe bekommen."
Sie wandte sich an eine Frau die Bestellungen entgegen nahm. Dann bestellte sie sich etwas Brot und käse, dazu einen Krug Wasser. Es war hier nicht gerade günstig, aber man wusste was man bekam und konnte auf andere Gelehrte treffen. Vermutlich würde dieses Mahl das Geld aufbrauchen, dass sie heute Morgen von dem Schiffsarbeiter bekommen hatte. Bei diesem Gedanken seufzte sie leicht auf. Sie hätte daran denken sollen, als sie vorgeschlagen hatte hier einzukehren.

[Einstiegspost]


Maledicta war seit dem Morgen in diesem Gasthaus und hatte den halben Tag verschlafen, bei Tag wagte sie sich nicht auf die Straßen, die Aufmerksamkeit die sie errregen würde wäre zu groß. Die letzten drei Botenaufträge, die sie bekommen hatte, hatten ihr reichlich Geld gebracht und so hatte sie sich in einem Gasthaus niedergelassen, indem Diskretion ein hohes Gebot war. Sie saß jetzt schon einige Zeit an einem Tisch in einer Ecke, in die nicht viel Licht kam, und so konnte kaum jemand Maledicta komplett sehen. Es war für sie recht unbequem ständig ihre Flügel in einer eingeengten Position zu halten, und nach und nach schmerzte es. Doch es waren in diesem Moment einige im Raum und so unterdrückte sie den Schmerz noch eine Weile.
Menschen kamen und gingen und niemand schien für die junge Frau in irgendeiner Weise besonders, bis zwei Personen hereinkamen. Augenscheinlich ein Mensch und eine Elfe. Überragend interessant sahen diese beiden nicht aus, doch die Schwarzgeflügelte bekam ein paar Gesprächsfetzen mit. Etwas von einer Flucht und einer Aufgabe. Sie lehnte sich ein wenig nach vorne, um mehr mitzubekommen, und in diesem Moment wurden die Schmerzen in ihren Flügeln fast unerträglich. Und so breitete sie einmal fast komplett aus, um sie dann wieder anzulegen. Sie hatte nicht bemerkt das dies einen minimalen Windstoß verursacht hat und so beobachtete sie weiter die beiden, sie glaubte, diese hätten sie in keinster Weise bemerkt.

Natürlich bemerkte Elfe den Windstoß, auch wenn er nur schwacht war. Iritiert sah sie erst zur Tür, dann wurde ihr klar, dass er nicht von dort gekommen war. Ihre Augen durchmaßen den Raum und weiteten sich dann leicht. Alle anderen hier mochten ihre Schwierigkeiten haben sie zu erkennen, nicht so sie. Doch vorerst wandte sie sich wieder ihrem Essen zu. Aber interessant war die Sache ja schon. Innerhalb von kurzer Zeit traf sie auf zwei schwarzgeflügelte Aviacarim. Bisher hatte sie lediglich von ihnen gehört und plötzlich konnte sie sich selbst davon überzeugen, dass es sie gab. Leider war ein Gespräch mit Andra schlicht unmöglich gewesen. Vielleicht bot sich hier eine Möglichkeit? Nun sie würde es versuchen, schließlich hatte diese wohl kaum ein solches Erlebnis hinter sich wie Lir und Andra.
Unruhig sah sie sich nach den Leuten um, die sich an den Tisch neben sie setzten. Ihr Blick maß die Personen eine nach der anderen. Als er dem eines Mannes am Tisch begegnete zuckte dieser zusammen und wandte sich schnell an die Bedienung welche gerade an den Tisch trat. Die würden hier also keine Schwierigkeiten machen, stellte Viënecyl beruhigt fest.

"Ich hab noch nicht darüber nachgedacht, aber ich denke schon." Lir bemerkte das Viënecyl abgelenkt war, als sie sich im Raum umsah. Er sah sich um konnte aber nichts ungewöhnliches ausmachen. Wäre sie nicht sonst immer so konzentriert und bei der Sache gewesen, hätte er wahrscheinlich vermutet das sie gelangweilt war doch so fragte er: "Ist alles in Ordnung?" Waren sie möglicherweise doch wieder erkannt worden, oder war sonst etwas besorgnis eregendes in dem Raum, nocheinmal durchforschte er ihn. Doch noch immer fiehl ihm nichts ungewöhnliches auf.

"Keine Sorge, es ist nichts. - Außer das dort drüben eine interessante Person sitzt, mit der ich mich nacher gerne einmal unterhalten würde." Sie wies dabei mit dem Kinn in Richtung der Aviacarim. Dabei kam sie nicht auf die Idee, dass es Lir schlicht schwer fallen könnte sie als solche auszumachen.
"Doch das kann sicher noch so lange warten, bis wir gegessen haben." Mit diesen Worten biss sie kräftig in ihr Stück Käse und ließ ein Stück Brot folgen. Wärend sie kaute schenkte sie sich von dem Wasser in ihren Becher.
"Selbst wenn sich hier jamand für eure Geschichte interessiert. - Der Mann am Nachbartisch hat mir mit seinem Blick bestätigt, dass sie mich hier noch kennen."

Lir drehte sich um, jetzt wo er genau wusste, wohin er schauen musste, weiteten sich seine Augen, noch eine schwarzgeflügelte Aviacarim. Auch wenn ihm nicht so bewusst wie Viënecyl war, wie selten dass war wusste er doch, dass es unwahrscheinlich war innerhalb so kurzer Zeit, gleich auf zwei von ihnen zu treffen. Er hatte wohl einen Moment zu lange geschaut, den die Aviacarim hatte seinen Blick erwiedert glaubte er zumindest. Schnell wandte er sich ab und wunderte sich dass er sie vorhin übersehen hatte, nachdem er so lange den Einzelgänger gespielt hatte, war er eigentlich zu einem guten Beobachter geworden, dem Dinge auffielen, die die meisten Menschen übersahen. Aber gut. Als er hörte dass Viënecyl hier offenbar bekannt war und ihnen das helfen würde, hier in Ruhe zu essen, war er sichtlich beruhigter. Und Lir begann ebenfalls in aller Ruhe zu essen und zu trinken.

Maledicta beobachtete die beiden weiter, und schrak zusammen als die Elfe direkt in ihre Richtung sah.
Sie hatte immer gedacht sie wäre total unauffällig... nun gut, sie vermochte es anscheinend nicht sich allen Blicken zu entziehen. Wieder schrak sie zusammen als die Frau mit dem Kinn in ihre Richtung wies und der Mann sich umdrehte.
Sie fing leicht an zu zittern, doch erwiederte finster den Blick des Fremden, der eher erstaunt als böswillig war.
Nach kurzer Zeit wandte dieser seine Aufmerksamkeit dem Essen zu, welches vor ihm stand.

Die junge Aviacarim ließ die beiden vorerst nicht aus den Augen, sie war viel zu vorsichtig um jetzt einfach in ihr kleines Zimmer zu gehen. Zudem musste sie dazu an einigen Menschen vorbei was wiederum viel zu viel Aufmerksamkeit auf sie ziehen würde. Also wartete sie ab und beobachtete jede einzelne Regung der beiden.

Schließlich war das Essen fertig und wurde an den Tisch geliefert.
Den beiden schien es zu schmecken, was Fedemil ein wenig beruhigte.
Dann fing er selbst an und nahm die ersten Bissen.
Es war mal wieder köstlich. Nebenbei trank er auch ein wenig von dem Wein.
Als Mikal anfing, mit vollem Mund zu sprechen, musste er grinsen.
Das er keine Manieren hatte, störte ihn aber nicht weiter.
Immerhin war er noch ein Kind und lebte auf der Straße.
"Ab und zu bin ich hier, mit einigen Bekannten."
Die Zeit verstrich ziemlich schnell, Mikal war scheinbar schon ein wenig müde.
Als er Jilai nach einer Tätowierung fragte, pausierte er das Essen
und hörte interessiert zu, was Jilai antworten würde.

Viënecylhatte inzwischen ihr Brot verspeist und bat Lir kurz auf sie zu warten. Dann erhob sie sich und ging gemessenen Schrittes zu dem Tisch hinüber, an welchem die Aviacarim saß. Dort angekommen neigte sie grüßend den Kopf: "Seid mir gegrüßt, dürfte ich mich einen Moment zu euch setzen?" fragte sie höflich und stellte schon einmal ihren mitgebrachten Becher auf dem Tisch ab. Dann wartete sie mehr oder weniger geduldig auf eine Antwort.
Sie konnte die Blicke des Mannes von zuvor auf ihrem Rücken spüren, ignorierte ihn jedoch. Woher genau er sie zu kennen glaubte, wusste sie nicht.

Während die Frau auf Maledicta zukam, verfluchte sich die junge Aviacarim innerlich selber. Warum hatte sie nicht still sitzen bleiben können...?! Ihre Augen waren schmal und wirkten alles andere als freundlich. Jetzt wo die Frau sie schon einmal bemerkt hatte, konnte sie die Flügel gleich noch ein wenig ausbreiten.
Maledicta neigte den Kopf zum Gruß, und als die Elfe demonstrativ ihren Becher abstelte, schaute Maledicta diesen nur wütend an und sagte erstmal nichts. Was bildete diese Elfe sich ein?! Wurde sie überall mit offenen Armen empfangen oder warum meinte sie, sie wäre bei jedem willkommen?! Doch genauso wie sie dieses Verhalten überheblich und arrogant fand, machte sie es neugierig. "Natürlich" Maledictas Stimme war kalt und wirkte eher wie ein Grollen als eine freundliche Einladung.

Auch nun, wo ein besänftigendes Lächeln wohl nur zum Vorteil gewesen wäre, blieb ihr Ausdruck ernst. "Verzeiht, wenn ihr lieber allein sein wollt, kann ich auch wieder gehen," meinte die Elfe und blieb vorerst stehen. Anscheinend waren alle Aviacarim mit schwarzen Flügeln wohl eher abweisend. Doch da es nun recht unangenehm war die Blicke des Mannes im Rücken zu haben, setzte sie sich an die Seite des Tisches. So wandte sie dem Kerl nun die Seite zu und hatte ebenso die Möglichkeit zurück zu starren. Ein eher kurzer Blick in seine Richtung ließ ihn schnell einen anderen Blickfang suchen. Wenn sie doch nur wüsste, warum der sie so ansah...
Sie musste doch recht abgelenkt sein, wenn Lir sie schon darauf ansprach. Viënecyl nahm sich zusammen und wandte sich wieder der Geflügelten zu. "Seid ihr auf Durchreise in der Stadt?" fragte sie belanglos. "Hier gibt es nicht gerade viele Aviacarim, wie ihr sicher wisst. Aber genau wie ihr, gehöre ich eigendlich nicht hier her." Ihre Stimme klang dabei äußerst höflich und distanziert.

Auf einmal schien die Elfe unschlüssig, doch sie setzte sich nach einem kurzen Zögern.
Sie schien ein wenig abgelenkt und starrte einen fremden Mann an, während die Elfe sich mit anderen beschäftigte musterte Maledicta sie kurz. Sie vermochte ihr Alter nicht zu schätzen, sie schien gut trainiert zu sein und hatte grüne Augen und dunkle Haare.
Als sich die Frau wieder Maledicta zuwandte, schaute die junge Aviacarim wieder abweisend und kühl, anstatt neugierig und freundlich. Als die Elfe sie höflich fragte, antwortete Maledicta ruhig, aber sie achtete ganz genau darauf, was sie sagte.
"Ja, ich bin auf Durchreise und Aviacarim habe ich bisher auch noch nicht gesehen, ich bewege mich selten an belebteren Orten." Sie fragte nicht nach der Herkunft der Elfe, wozu auch? Es interessierte sie nichtsonderlich, wenn diese etwas von ihr wissen wollte, sollte sie fragen, doch großen Wert auf eine allzu aufdringliche Begleiterin legte Maledicta nicht. Wenn sie auch noch etwas fragte, würde die Elfe vermutlich glauben, sie würde ihr vertrauen oder so ähnlich. Nein, darauf wollte die Geflügelte es nicht ankommen lassen.

Jilai kicherte, als Mikal sie auf die Tätowierung ansprach. "Das machen wir lieber morgen früh, ich habe heute etwas zuviel getrunken. Bei einem normalen Tattoo ginge das noch, aber bei diesem brauche ich meine Konzentration." Sie lächelte Fedemil an. "Das Essen war ganz hervorragend, vielen Dank. Es ist ein wunderschöner Abend." Sie drückte dem Jungen ein Geldstück in die Hand. Mietest du uns ein Zimmer? In der Taverne, wo wir uns heute Morgen getroffen haben? Du kannst ja heute noch machen was du willst. Ich komme vielleicht etwas später nach." Sie nickte dem Jungen zu und wandte sich danach wieder an den Händler.
"Und haben wir noch etwas vor? Wir wollten uns doch in aller Ruhe unterhalten nicht wahr?" Sie rückte etwas näher an den Händler heran und sah ihm tief in die Augen. Sie fühlte sich wirklich etwas angetrunken, hatte aber noch immer ihren Spaß, dabei waren ihr Lir und die Elfe nicht einmal aufgefallen. Sie ließ sich von dem Händler nach draußen geleiten und war gespannt, wo er sie noch hinbringen würde.

Lir hatte in Ruhe zu Ende gegessen und jetzt dachte er nach ob er Viënecyl folgen sollte, in diesem Moment ließ er den Blick durch den Raum schweifen und sah noch die junge Frau und den Händler durch die Türe treten. Was für ein Zufall, dachte er, soviele Menschen und gerade die beiden die sie getroffen hatten, schienen sich zu kennen. Jetzt wo er darüber nachdachte machte ihn das misstrauisch es konnte Zufall sein, aber bei einer Stadt dieser größe, wusste er nicht wie wahrscheinlich das war. Nach all den Verwicklungen war es wohl normal etwas anfälliger für derartige Gedanken war. Er blickte sich noch einmal nach Viënecyl um, die wohl gerade erst stockend eine Unterhaltung mit der Aviacarim zum laufen brachte, dann entschied er schnell, er legte etwas Geld auf den Tisch und folgte den beiden. Er hielt sich zurück, er war sich nicht sicher ob sie etwas zu verbergen hatten. Er blieb noch einen Moment im Gasthaus und wartete ab in welche Richtung sie gehen würden. Die junge Frau schien etwas betrunken zu sein. Alles in allem schien es eine alltägliche Situation zu sein, vermutlich würde er nichts verfängliches beobachten. Er würde vermutlich in wenigen Minuten zurückkehren und Viënecyl würde nichteinmal bemerken dass er verschwunden war.

"Da haben wir wohl etwas gemeinsam," entgegnete die Heilerin trocken. "Menschen sind oft schwierig und wo viele von ihnen sind, gibt es unangenehme Vorkommnisse." Dabei dachte sie daran, was Andra und Lir widerfahren war.

Sie bemerkte das Lir zwei anderen Gästen aus dem Haus folgte, kümmerte sich aber nicht weiter darum. In der Menge hatte ihr Blick zwar kurz den Händler und die Frau gestreift, mehr aber auch nicht. Schließlich wollte sie sich da nicht einmischen. Wahrscheinlich würde Lir bald zurück sein, nun sie war ja noch einige Zeit hier. Mit einem leisen Seufzen widmete sie sich vorrübergehend dem Wasser in ihrem Becher. "Ich bin Heilerin, wenn ihr also einmal der Hilfe eines Heilers bedürft... Fragt einfach nach Viënecyl Lalienwind."

Maledicta hob fragend eine Augenbraue, was war ihr wohl passiert? Doch sie sagte nichts, schließlich ging es sie überhaupt nichts an.

Verwundert registierte sie, dass der Begleiter der Elfe zwei Personen folgte, doch dann konzentrierte sie sich wieder auf die Frau vor ihr.
Sie lächelte und nickte Viënecyl zu, als diese sich vorstellte. Eine Heilerin? Vielleicht würde dies Maledicta einmal nützlich sein, doch so wirklich glaubte sie das nicht. "Freut mich eure Bekanntschaft zu machen." Sie war sich unsicher ob auch sie ihren Namen nennen sollte, schließlich konnte das einige Probleme verursachen, aber dann würde sie einfach weiterreisen. "Mein Name ist Maledicta."

"Es freut mich ebenfalls euch kennen zu lernen," entgegnete die Elfe und nickte der Aviacarim zu. "Schwarze Flügel sind etwas Außergewöhnliches nicht wahr?" Sie vermutete das etwas an den Geschichten wahr sein musste. Doch Unglück brachten die Geflügelten doch sicher nicht. Schließlich unterschieden sie sich nur in der Farbe von den anderen. Was konnte eine Farbe schon für auswirkungen haben? Im Wald konnte eine dunklere Haarfarbe gelegentlich von Nutzen sein. Sollte man in eine Situation kommen in der man sich verbergen musste, fielen dunklere Haare weniger auf. Sie betrachtete versonnen die Flügel der Aviacarim. Irgendetwas stimmte mit dem einen Flügel nicht so ganz. Doch in dem schlechten Licht konnte sie nicht erkennen was.

Maledicta kniff die Augen ein wenig zusammen. Außergewöhnlich? Ihre Eltern hatten dieser 'außergewöhnlichen' Aviacarim nie Liebe zukommen lassen. Ja, sie war wahrlich etwas 'Besonderes'. "Außergewöhnlich? Das ist wohl eher das falsche Wort.", in ihrer Stimme schwang Bitterkeit mit. Mitleid konnte sie eher weniger gebrauchen.
Es war Maledicta unangenehm, dass die Elfe ihre Flügel so musterte, und sie fragte sich, was wohl in ihr vorging. Vorsichtig bewegte sie ihre mittlerweile wieder steif gewordenen Flügel ein wenig, doch viel Möglichkeiten hatte sie hier nicht so wirklich.
"Was führt sie eigentlich hier her?" Warum sollte sie sich nicht mit der Frau unterhalten? So kam sie wenigstens von dem Thema Vergangenheit weg.

"In der Stadt bin ich wegen der Bibliotheken. Viel Wissen schlummert in Büchern und ich beschloss dieses Wissen zu erlangen. - In dieser Schenke bin ich, weil Lir und ich hunger bekamen. - An eurem Tisch bin ich, weil ich auf ein interessantes Gespräch hoffte." Da sie bemerkte, dass es Maledicta unangenahm war wandte sie den Blick von den Flügeln. So sehr sie diese auch interessierten, wollte sie dadurch doch nicht ihr Gespräch gefährden. Es war wohl anzunehmen, dass die Aviacarim mit schwarzen Flügeln nicht gut auf eben diese zu sprechen waren. Zumindest war es ja auch bei Andra so ähnlich.
"Ich finde es bemerkenswert, dass man mit solchen Flügeln zu fliegen vermag. Sicher kann man von oben die Dinge ganz anders betrachten. Selbst wenn man auf einem Turm steht, sieht man doch nur einen begrenzten Bereich unter sich."

Die Elfe ließ tatsächlich von dem Thema Vergangenheit ab, Maledicta seufzte erleichtert auf. Dafür erzählte sie in aller Ausführlichkeit wie sie zu der Aviacarim an den Tisch gekommen war. "Und was versuchen sie zu erfahren?", die Geflügelte musterte Viënecyl genau. Sie hatte etwas Unbewegliches an sich, doch sie schien zu bemerken wie unangenehm es war das sie Maledictas Flügel nicht weiter anstarrte.
Nun schlug die Elfe auf ein - wie die Aviacarim fand - komisches Thema um. Schließlich war es für sie völlig normal zu fliegen und die Dinge von oben zu betrachten.
"Es ist für uns nichts Besonderes mehr", sagte sie deshalb und zuckte mit den Schultern, "natürlich ist die Sicht in gewissem Maße anders, aber es ändert dennoch nichts an den Tatsachen. EIn Haus ist ein Haus, egal ob man es von oben betrachtet oder ob man davor steht."