Haldar

Die Hafenstadt Haldar ist der wichtigste Stützpunkt für den Handel der Nordländer mit dem Aviacarus. Sie liegt auf der äußersten Spitze einer Insel der Wolfszahninseln, welche die gleichnamige Bucht umschließen. Die Häuser der Stadt sind vor allem aus Stein gebaut und schmiegen sich in den Windschutz einer hoch aufragenden Klippe, auf deren Gipfel ein Aussichtsposten eingerichtet wurde. An nebligen Tagen und in der Nacht wird hier ein großes Feuer entzündet, was den Schiffen ihren Weg weisen soll. Zu Füßen der Klippe drängen sich neben den Wohnhäusern der Nordländer vor allem Werkstätten und Lagerhäuser, doch auch zwei Tempel wurden hier errichtet: In den Häusern der Wassergöttin Yanúti und des Windgottes Sakiranthis beten vor allem die Seefahrer für eine gute Reise. Ein wichtiges Gebäude von Haldar ist sicherlich die Schiffswerft, in der vor allem Schiffe repariert, aber auch neue gebaut werden.

Elodie und Robert verließen den Wald und betraten nun die vertrauten Straßen von Haldar. Während sie die Hauptstraße entlanggingen sprach Elodie weiter. „Es sind Handelsreisen, ja. Aber er würde auch reisen, wenn es nicht zu seinem Beruf gehören würde. Es macht ihm großen Spaß", erzählte sie. "Die Entdeckerlust habe ich wohl von ihm geerbt.“ Sie grinste Robert an. „Du wirst ihn bestimmt mögen. Er lernt gerne neue Leute kennen.“
Auf seine nächste Frage hin nickte sie. „Das habe ich. Angeblich benutzen sie Illusionszauber und sollen dadurch wunderschön aussehen aber ich habe auch gehört, dass sie, wenn sie in großen Gruppen auftauchen durchaus gefährlich werden können.“ Sie gingen gerade am Brunnen vorbei über den Marktplatz auf dem um diese Uhrzeit ein reges Treiben herrschte. Eine kleine graue Katze huschte flink an Elodies Füßen vorbei um dann in einer abzweigende Gasse zu verschwinden. Wahrscheinlich war sie gerade auf Rattenjagt. Elodie sah ihr kurz hinterher und richtete ihren Blick dann wieder auf die Umgebung. Am anderen Ende des Platzes konnte sie Igdrasils Taverne erkennen. „Wo wohnt der Freund deines Vaters denn?“

Robert schaute sie an: "Ja in der Tat, das klingt alles sehr interessant. Aber ich selbst... ich weiß gar nicht, woher meine Reiselust kommt. Mein Vater, Schmied, meine Mutter, Hausfrau... vielleicht eifere ich meinem großen Bruder nach. Er ist in die Magierlehre gegangen in die Frostzinnen. Es muss so toll sein!" Sie schritten durch das Dorf. Robert sah die Katze ebenfalls: "Oh sieh mal dort... oh, weg." Er war sich nicht sicher, ob Elodie sie auch gesehen hatte.
"Helge... der wohnt gleich hier drüben, wo die Felle vor der Türe aufgespannt sind." Robert schritt auf die Tür zu. "HELGE! Bist du da? Ich hab neue Felle für dich!"
Die Tür ging auf und ein Mann mittleren Alters öffnete den beiden die Tür. "Nur herein... oh Robert, was für ein Wolf ist das denn? Er hat rote Haare!" Sagte er zwinkernd.
Als sie eingetreten waren, lachte Robert auf: "Nein, Helge, das ist Elodie. Ich habe sie im Wald.. getroffen." Er legte die Wölfe auf einen Tisch und deutete Elodie an, es ihm gleichzutun. "Und, wie findest du sie, Helge?" Helge schaute die Körper mit kritischem Blick an. "Verwendbar..." Er kramte in einem Lederbeutel herum und gab Robert dann ein paar Münzen. 9 Sesillis, ein fairer Preis.

Auch Elodie musste lachen, als sie Helges Bemerkung hörte. „Und im Gegensatz zu den Wölfen will er mich hoffentlich auch nicht an dich verkaufen“, erwiderte sie kichernd und legte den Wolf dann neben den anderen auf den Tisch. „Nun getroffen ist nicht ganz richtig. Gerettet trifft es eher. Die Wölfe hier hatten anscheinend Hunger und waren der Meinung ich wäre ein gutes Frühstück“, erzählte sie.
„Oh unser Robert ist also ein richtiger Held.“ Helge grinste. „Und er scheint zu wissen wo man auf hübsche, junge Damen trifft.“ Elodie lächelte geschmeichelt. „ Das stimmt wohl. Ich bin wirklich froh dass er mir geholfen hat.“.
„Das glaube ich dir.“ Helge lächelte ebenfalls. „Ich muss nun aber leider wieder an die Arbeit, es ist noch einiges zu tun heute.“ Elodie nickte. „Wir wollten uns sowieso auf den Weg in die Taverne machen. Robert wollte mir das Igdrasils zeigen.“
Sie verabschiedeten sich und traten wieder nach draußen.

Eigentlich war Aenna nur auf dem Weg runter zum Hafen gewesen, aber die zwei Fremden mit den erlegten Wölfen hatten sie zu sehr fasziniert. Zudem hatte der Mann sehr laut nach einem gewissen Helge gebrüllt, was nicht sonderlich unauffällig gewesen war.
Gerade deshalb hatte Aenna sich umgedreht und hatte darauf die zwei Fremden entdeckt, die drei Wölfe mit sich herum schleppten.
Ihre Neugierde war zu groß gewesen, schließlich sah sie nicht jeden Tag zwei Leute, die erlegte Raubtieren mit sich herumtrugen, weshalb sie nun wenige Schritte vom Laden des Händlers hinter einem Marktstand versteckt stand, sodass sie die zwei noch gut beobachten konnte. Hören konnte sie die drei Menschen nicht.
Der Fellhändler, von dem sie vermutete, dass er Helge hieß, unterhielt sich kurz mit der rothaarigen Frau und dem Mann, der zwei von den drei Wölfen getragen hatte.
Es beeindruckte sie sehr, dass die zwei drei Eiswölfe getötet hatten. Sie mussten guten Kämpfer oder etwas in der Art sein. Ein normaler Bürger könnte niemals mit drei Eiswölfen fertig werden.
Helge wühlte in einem Lederbeutel und gab dem Mann ein paar Sesillis in die Hand. Die Frau und der Mann verabschiedeten sich von dem Händler und verließen den Laden. Es hatte den Anschein, als steuerten sie geradewegs auf die Taverne von Igdrasil zu.
Kurzerhand beschloss Aenna den zweien hinterher zu gehen.
So unauffällig wie möglich folgte sie ihnen.

"Dich verkaufen.. ach nein, lieber nicht!" - "Komm schon, Helge, was muss, das muss - und sonst hätt ich nicht diese Wölfe erlegt. Elodie hat sie sehr gut angelockt." Er lachte. "Ja, machs gut, Helge. Bis bald!" Er blickte Elodie an: "Ins Igdrasils? Dann los!"
Die beiden verließen das Haus. Robert schnippte eine der Münzen in die Luft und packte die anderen in seine Geldkatze. "So, und nun kann ich dir auch einen ausgeben." Er grinste, sagte dann: "Also nicht, dass du denkst, ich hätte nicht mehr als die neun Sesillis." Er zwinkerte ihr zu.

„War wohl doch praktisch, dass ich vom Weg abgekommen bin. Und ich dachte es würde ein ganz normaler Tag werden.“ Sie war jetzt schon froh, Robert kennengelernt zu haben. „Das hört sich sehr gut an.“ Sie grinste ebenfalls. „Und in Wirklichkeit bist du wohlhabend und besitzt ein wunderschönes Anwesen am Meer.“ Sie zwinkerte. Den Marktplatz hatten sie inzwischen überquert und standen nun vor der Eingangstür des Igdrasil über dem das kunstvoll geschnitzte Namensschild hing, das aufgrund des Windes leicht hin und her schwang.

Also hatte sie Recht gehabt. Die zwei Fremden standen tatsächlich vor der Tür der Schenke von Igdrasil.
Aenna ging versteckt hinter einigen Bewohnern der Stadt näher zum Eingang und somit auch näher zu der Frau und dem Mann. Seit sie die zwei erblickt hatte, waren sie unentwegt am Reden und schienen sie auch gar nicht wahrzunehmen.
Mit wachsender Neugierde ging sie auf die zwei zu, rannte dabei in diverse Nordländer hinein, die ihr verächtliche oder genervte Blicke zuwarfen, doch das war ihr egal.
Als sie in der unmittelbaren Nähe der beiden stand, entschloss sie sich vor den zweien die Schenke zu betreten, dort auf sie zu warten und ein wenig mehr über die Fremden herauszufinden.

Robert öffnete die Tür zur Schenke und schaute freundlich zu Elodie: "Meine Dame." Dabei grinste er etwas, solche Gepflogenheiten lagen ihm sonst nicht, aber die Geste zählte. Im fiel eine junge Nord auf, die vor den beiden in die Taverne huschte. Na huch?
In der Taverne angekommen, strebte er zuerst auf den Tresen zu: "Igdrasil, mein Guter! Ich möchte bitte 2 Hanfmet bei dir ordern - Was laber ich da eigentlich? "Ich möchte bitte ordern"... also tze.. - Ach, du weißt schon." Igdrasil nickte ihm kurz zu und war dann weiter beschäftigt.
Robert wandte sich Elodie zu: "Komm, wir setzen uns da hin, da haben wir ein wenig Ruhe." Auf dem Weg zum Tisch klopfte Robert einigen Leuten auf die Schulter und begrüßte sie. "Piet, alles gut bei dir?" - "Holger, na, schon wieder an Land?" -
Sie erreichten den Tisch.

„Vielen Dank der Herr.“ Erwiderte sie lächelnd auf seine nette Geste und betrat vor ihm die Schenke. Auch sie bemerkte das Mädchen, sah es aber nicht genauer an, sondern blickte sich stattdessen in dem Raum um, der sich nun vor ihr auftat. Es sah wirklich so gemütlich aus, wie Robert behauptet hatte. Die Wände waren mit dunklem Holz getäfelt an denen die Mitbringsel hingen, von denen Robert erzählt ihr hatte. Unter ihnen befanden sich zum Beispiel viele, verschiedenste Gemälde und auch einige Geweihe. Überall im Raum waren Kerzen verteilt, welche in leere Flaschen gestellt waren und im hinteren Bereich brannte ein warmes Kaminfeuer, was der Schenke eine sehr warme und gemütliche Atmosphäre verlieh. Die massiven Tische und Stühle, die im ganzen Raum verteilt standen, waren ebenfalls aus dunklem Holz gefertigt. An der Wand, rechts neben dem Eingang befand sich der große Tresen auf den Robert sogleich zusteuerte und beim Wirt zwei Met für sie bestellte. Danach bat er sie ihm zu folgen und sie gingen durch die Taverne zu einer etwas abgelegenen Ecke. Robert schien hier durchaus bekannt zu sein, denn er begrüßte viele der Schenkenbesucher bevor sie es sich dann auf den beiden Stühlen bequem machten um auf ihr Met zu warten. „Also mein erster Eindruck ist auf jeden Fall ein Guter“ sprach Elodie schließlich zu Robert.

In dieser Schenke kannte Aenna keinen der Männer. Wäre dies hier eine Taverne am Hafen, dann könnte sie jeden einzelnen Anwesenden bei Namen nennen. Im Gegensatz zu ihr schien der fremde Mann, dem sie folgte, hier so einige Leute zu kennen.
Und auch wenn sie hier noch keinen kannte, so würde sie garantiert keinen Kehrt machen. Dafür war sie den zweien jetzt schon zu lange hinterher gegangen und außerdem war dieses Lokal durchaus interessant und faszinierend. Die Gemälde an den Wänden erzählten ganze Geschichten und regten ihre Fantasie an, sodass sie sich abertausende verschiedene Abenteuer in Gedanken ausmalen konnte.
Fast hätte sie in ihrer Trance nicht den Wirt bemerkt, der auf sie einredete. “Mädchen? Willst du jetzt was bestellen oder nur meine Zeit verschwenden?”, hörte sie ihn genervt sagen.
Im Sinne ihrer kleinen Verfolgungsaktion dachte sie sich, dass es gar nicht mal so dumm war, sich einen Met oder ein Bier zu bestellen. Für ein gutes Bier hatte sie sogar noch genügend Heller dabei. “Ein Bier, bitte.”
Der Wirt nickte und ein paar Minuten später stand ein Humpen Bier vor ihrer Nase. Der Schaum kitzelte ihren Gaumen, aber sonst war das Bier wirklich sehr gut. Nicht so wie manches Gesöff am Hafen. Vielleicht sollte sie öfters mal hier einkehren.
Immer mal wieder am Bier nippend schaute sie zu den zwei Fremden herüber. Sie schienen sie immer noch nicht zu bemerken, was hieß, Aenna musste sich etwas einfallen lassen, um mit den beiden ins Gespräch zu kommen.

Er deutete ihr an, sich zu setzen, und nahm selbst Platz. "Ja, nicht wahr? Den einen oder anderen Tag treffen wir uns hier, um Karten zu spielen. Wenn es dann später wird, macht Igdrasil zu und spielt mit uns mit. Er ist aber auch ein Kartenfuchs!" - "Wer ist hier ein Kartenfuchs?", donnerte die entschlossene, aber freundliche Stimme Igdrasils auf ihn zu. Er grinste wie der Kartenfuchs, als der er soeben bezeichnet wurde. "Hier ist euer Met, mein Freund." - "Danke, Igdrasil. Ich lasse einen springen, schreibst dus mir auf, bitte." - "Aber sicher das, Robert. Nachher eine Runde Kartenspiel? Dafür bräuchten wir aber noch einen vierten Mitspieler." Robert nickte: "Was meinst du, Elodie? Bist du dabei? (zu Igdrasil) Ich werde mal schauen, ob jemand von der Sippschaft heute hier ist. Wir schnacken dann später nochmal." Igdrasil grinste: "Alles klar! Ich bin dann weiter die Kundschaft bespaßen. Und immer schön die Hände auf dem Tisch lassen, ihr beiden!" Er zwinkerte Elodie und Robert zu, wandte sich dann den anderen Gästen zu.
"Also dann", sprach Robert, und hob den Methumpen: "Auf... uns."

Igdrasil schien ein sympatischer Kerl zu sein. Sie freute sich auf das gemeinsame Spiel „Natürlich bin ich dabei. Ihr müsstet mir allerdings erst einmal die Regeln erklären, im Kartenspiel bin ich nicht wirklich erfahren.“ Sie hob ebenfalls ihren Humpen „Auf uns“ Sie lächelte, stieß an und nahm einen großen Schluck Met. Er schmeckte vorzüglich. „Sehr lecker der Met. Da hast du mir wirklich eine tolle Taverne gezeigt.“ Sie zwinkerte. Der Tag hatte sich wirklich positiv entwickelt.

Wenn ihre Ohren sie nicht betrogen, dann war bei den Fremden die Rede von einem Kartenspiel gewesen. Das ist deine Chance!, schoss es ihr durch den Kopf.
Ohne weitere Umschweife erhob sie sich vom dem Hocker, griff in ihre Gürteltasche, um das Kartenspiel herauszuholen, was sie immer dabei hatte, um sich mit den Matrosen am Hafen die Zeit zu vertreiben, nahm schließlich noch ihr Bier und ging zu den Fremden herüber. “Habe ich richtig gehört, dass ihr Lust auf eine Runde Karten habt?” Damit stellte sie den Humpen auf dem Tisch ab und legte die Karten in die Mitte. “Die Regeln sind ganz einfach. Wenn ihr möchtet, erkläre ich sie euch”, meinte Aenna und fragte sich erst im Nachhinein, ob es nicht etwas zu direkt war, was sie da tat.